Vorsicht Liebe
Warnschilder machen uns auf Gefahren aufmerksam und es ist gut, die Hinweise zu beachten und sich bei besonderen Fahrbahnverhältnissen z.B. daran zu halten. Oder wenn bei wertvollen Gegenständen einer Ausstellung steht: Bitte nicht berühren, die Finger davon zu lassen. Am kommenden Sonntag nun wird in den Gottesdiensten aufgrund des Bibelwortes aus dem 1. Johannesbrief 4, 7-12 die Liebe im Mittelpunkt stehen, also Thema Nr.1. Warum ist Vorsicht geboten? Berühren wir damit ein sensibles Thema? Wird andererseits nicht doch von Liebe gesungen und gesprochen, atemlos, ohne ohne sich dabei ihrem tragenden Grund zu nähern?
Wer mag es genau wissen und beurteilen ? Bleibt die wahre Liebe nicht doch ein Geheimnis, das berührt und sich doch verbirgt? Wie auch immer. Da es kein Leben ohne Liebe, ohne geliebt zu werden gibt, ist kein Mensch von ihr unberührt. Dass wir geliebte Menschen sind, mehr geliebt als wir uns selber je vorstellen können, vermögen wir uns nicht selber zu sagen, aber die Bibel bezeugt es als die zentrale Aussage über das Verhältnis Gottes zu uns Menschen, und zwar ohne Ausnahme jedes Menschen.
„Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab...“. Also: „Es geht kein Mensch über diese weite Erde, den Gott nicht liebt“, seiner Liebe verdanken wir unser Dasein. Nicht nur das. Er sorgt dafür, dass unser Leben nicht eine Existenz zum Tode ist und bleibt, ein schicksalhafter Weg ins Nichts. Ohne Gottes Liebe wäre es das allerdings. Es bliebe beim Tod als letztes Wort. Aber der lebendige Gott Israels, nicht der Gott der Religionen oder Philosophen, hat das Wort gegen den Tod gesprochen. Es ist das Wort Jesus Christus, Gottes Liebe in Person. Wer ihm begegnet, begegnet nicht nur einem großen Menschen, was niemand bestreitet, sondern Gott selber. Gott will Nähe, Gott sucht Nähe, Gott gibt Nähe. Diese Nähe ist der Weg Jesu von Bethlehem nach Jerusalem, von der Krippe zum Kreuz. Dort ist er aber nicht zu Ende. Jesus ist auferstanden. Jesus lebt. Durch ihn ist Gott uns nah. Nahe durch sein Wort, die gute Nachricht, das Evangelium, nahe durch den heiligen Geist, nahe in seiner großen Liebe: „Denn Gott hat seine Liebe in unsere Herzen hineingegossen. Das ist durch den Heiligen Geist geschehen, den Gott uns geschenkt hat“ (Römer 5, 5). Vorsicht, werden mache sagen, kann man sich das vielleicht auch selber einreden? Ich kann mir das freilich nicht vorstellen. Denn: „Wo Gottes große Liebe in einen Menschen fällt, da wirkt sie fort, in Tat und Wort, hinaus in unsre Welt“ da wird, wer sie erfährt, auch ihrer gewiss. Liebe schenkt den längsten Atem. Sie ist, wo sie sich betätigt, einer alten, lieblosen Welt voraus und schenkt ein Leben, indem sie sich nicht erschöpft. "Sie hält allem Stand.“ - die Liebe Gottes. - Vorsicht, Liebe? Nein, aber kein Geschwätz. Von Gott geliebt können wir uns der Welt zuwenden und einander vertrauen, und lieben. Jetzt. Wann denn sonst.
Pastor Thomas Röder