Der letzte Tag

Der letzte Tag

 

„Silvester“ steht im Kalender. Es ist der letzte Tag im Kalenderjahr. Er trägt den Namen des Bischofs von Rom trägt, der in Zusammenhang mit der Taufe von Kaiser Konstantin gebracht wird. Er starb am 31. Dezember 335. Sein Sterbedatum verbindet sich mit dem Tag. Nun geht wieder ein Jahr zu Ende, unaufhaltsam wie alles Leben zu seiner Zeit, die allein Gott in der Hand hält. Wohl dem Menschen, der es weiß und bedenkt. Aber wie kann man darum wissen, wo unser Wissen und Verstand über die allem Leben gesetzte Grenze nicht hinaus kann? Es sei denn, die Grenze wird geöffnet. Weil wir das nicht vermögen, kann es nur von außen geschehen. Und es ist geschehen. Wir haben es vor wenigen Tagen gefeiert. Gott hat die Riegel zurückgeschoben und die Türen geöffnet. Er kommt in seine Welt, die er uns anvertraut hat, tritt ein in unser Leben und teilt es ohne Abstrich. „Lobt Gott ihr Christen alle gleich, in seinem höchsten Thron, der heut schließt auf sein Himmelreich und schenkt uns seinen Sohn ...“ (Nicolas Hermann). Gott hält die „Tür zum Paradies“geöffnet, wie es in einer anderen Strophe des Liedes heißt, hält sie offen und niemand kann sie wieder schließen. Das sagt der, der durch diese Tür zu uns gekommen ist, ja selber die Tür ist, durch die wir zu ihm kommen dürfen. Gottes Sohn, geboren von der Jungfrau Maria, Jesus Christus. In ihm kommt Gott selber zu seinen Menschen zu uns, zu jedem. Das ist ein großes Geheimnis und erschließt sich freilich nur dem, der seine Herzenstür nicht verschlossen hält, wenn Jesus durch sein Wort bei uns anklopft und Einlass begehrt. Heute und hier geschieht es durch seine Boten, die sein Wort weitersagen, in jedem Gottesdienst, zu dem Kirchen und Gemeinden einladen. Dann wird es Advent, egal, welcher Tag und welcher Monat im Kalender steht. Die es erlebt haben, können davon ein Lied singen und erfahren es als Gegenwart: „Komm, o mein Heiland Jesus Christ, meins Herzens Tür die offen ist. Ach zieh mit deiner Gnade ein; die Freundlichkeit auch uns erschien...“ (Georg Weissel). Gottes Freundlichkeit, das Glück der Gnade, die Erfahrung von Freiheit, zu der Christus frei macht und ohne die es die Freude nicht gibt, die der Engel schon den Hirten auf den Fluren von Bethlehem verkündigte. Generation um Generation haben sie erfahren und weitergegeben. Ob sie auch uns noch erreicht, jetzt wieder erreicht hat? Überhaupt, am Jahresende geht uns so manches noch einmal durch den Kopf. Des Jahres letzte Stunden haben es in sich. Wie wir sie verbringen und gestalten legt etwas offen von dem, worauf wir aus sind, uns selber sehen und verorten. Lebensweg sagen wir, der an einem Tag beginnt und an einem Tag enden wird. Die Zeit hält beide verborgen. Aber der, der „der meine Zeit (die immer zugleich u n s e r e Zeit ist) in seinen Händen hält“ (Psalm 31, 16a) will sie mit uns teilen. Dann wird der letzte Tag, denen, die Gott lieben, einen neuen heraufführen, so neu, dass wir dafür keine Worte haben, aber einen Namen: Jesus Christus. Möge 2023 für uns schon in seinem Namen beginnen, der gesagt hat: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mit mir geht, wird nicht im Dunkel tappen, sondern im Licht gehen auf dem Weg, der ins Leben führt“ (nach Johannes 8, 12). Ich wünsche uns in diesem Sinne ein gesegnetes, also gutes und Frieden bringendes Jahr 2023.

 

Thomas Röder

Pastor i.R.

Crottendorf