Biblisches Wort - Weihnachten 2021

Wann ist Weihnachten? Dumme Frage von einem Pfarrer. Der muss doch wissen, dass am 25. Dezember die Geburt von Jesus gefeiert wird! Ich bin mir da aber nicht mehr so sicher, seit ich folgende Begebenheit gelesen habe. Werner Wollenberg berichtet von einem kleinen Dorf im Schweizer Jura, wo 1958 Weihnachten am 2. Dezember gefeiert wurde. Das kam so:

 

Janine, ein fröhliches, aufgewecktes Mädchen von 8 Jahren begann im Sommer müde und apathisch zu werden. Sie mochte nicht mehr mit den anderen Kindern spielen, und wurde offensichtlich immer kränker. Der Besuch beim Arzt im nächst größeren Ort brachte kein Ergebnis. Nach einer Odyssee von Arzt zu Arzt und durch Krankenhäuser wurde schließlich die Diagnose Leukämie (Blutkrebs) von einem Professor der Baseler Uni-Klinik gestellt. Zu der Zeit gab es noch keine Medikamente dagegen. So gab er Janine noch 2-3 Monate zu leben. Die Eltern sollten es ihr noch so schön wie möglich machen.

Nachdem diese den ersten Schock verwunden hatten, wollte die ganze Familie Janine gerne jeden erfüllbaren Wunsch erfüllen: Geschenke, Reisen, Spielzeug. Aber Janine wollte von all dem nichts; sie hatte nur einen Wunsch: Weihnachten zu feiern. Und zwar richtig schöne Weihnachten, mit Lichtern in den Fenstern, Kirchgang, den vertrauten Liedern, mit allen zusammen. Das war der einzige Wunsch. Den konnten die Eltern nicht erfüllen.

So vergingen die Wochen und Janine wurde schwächer. In seiner Verzweiflung vertraute sich der Vater dem Lehrer an, mit dem er befreundet war. Und zusammen begannen die Männer Pläne zu ersinnen. Ganz begeistert kam der Vater nach Hause und erzählte, dass Weihnachten heuer schon am 2. Dezember sein würde. Janine hätte es gern ihrem Vater geglaubt. Doch zu Weihnachten gehörte ja nicht nur die geschmückte Stube, sondern der Christbaum auf dem Dorfplatz, die Auslagen in den Schaufenstern und das Glockengeläut in der Heiligen Nacht.

 

Der Lehrer hatte inzwischen den Bäcker und den Fleischer ins Vertrauen gezogen. Die fingen in der folgenden Woche an Pfefferkuchen und Stollen, Weihnachtsbratwürste und Schinken vorzubereiten. Erst wunderten sich die Leute, doch als sie von Janins Wunsch hörten, schlossen sich immer mehr den Festvorbereitungen an. In der Schule bastelten die Kinder Sterne. Puppenstuben und Eisenbahnen wurden von den Dachböden geholt und angerichtet. Und schließlich hatte man auch Pfarrer und Bürgermeister überzeugt, dass auch Dorfplatz und Kirche mit Christbaum und Krippe geschmückt wurden.

 

Der 2. Dezember kam, und es wurde ein wundervolles Weihnachten für Janine. In der Kirche gab es die Christvesper und in allen Häusern des Juradorfes feierte man die Christgeburt. Selbst aus dem Radio kam Weihnachtsmusik, weil der Elektriker eine direkte Leitung in das Haus von Janine gelegt hatte und Schallplatten im Nachbarhaus auflegte. Als in der Christnacht die Weihnachtsglocken läuteten, sank Janine glücklich in die Kissen ihres Bettes. Es war ein wundervolles Weihnachtsfest, und zwei Tage später starb Janine. Am 25./26. Dezember 1958 wurde in diesem kleinen Juradorf nicht mehr Weihnachten gefeiert.

 

Ob es uns gelingt, so einen Einklang in die Weihnachtsbotschaft zu finden? - Angesichts voller Kliniken (egal durch welche Erkrankungen). „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige Euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist der Heiland geboren.“ (Lukas 2, 10-11) Wir haben den Weihnachtsfrieden für unsere Herzen notwendig!

 

Pfarrer Eckhardt, Schlettau