Veränderbar?

Neulich sagte mal einer zu mir: "Die Menschen bleiben immer gleich."

Er bezog sich natürlich auf den Krieg, der gerade wütet, und darüber hinaus, drückt es seine Frustration aus, wieso Menschen doch immer wieder böse handeln.

Ich wollte dem entgegnen, dass doch nicht alle Menschen so sind und es auch in unserer Natur liegt uns neu zu entscheiden. Andere Wege einzuschlagen, als die, die wir zuvor gegangen sind. Doch sehe ich natürlich auch, wie oft sich Geschichte wiederholt. Dass es Menschen scheinbar nicht sehen, wozu uns "völkisches Denken", überheblicher Kolonialismus, ausbeutende Wirtschaft oder moralverlorene Freiheit/Tradition geführt haben.


Ich persönlich fühle mich dabei an die Sintflut-Geschichte in der Bibel erinnert. Da heißt es am Anfang: "das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse immerdar". Daraufhin soll es einen "Neustart" der Menschheit, mit den letzten paar guten Exemplaren geben.

Wenn man sich manche Situation in der Welt vor Augen führt und das Leid dabei bedenkt, dann kann man diesen Wunsch vermutlich sogar nachvollziehen. Wir nehmen die paar wenigen guten Menschen mit und entfernen den bösen Rest. Doch würden diese guten Menschen wohl nicht gut bleiben.

Das Individuum hat sicherlich die Wahl sich zu verändern, aber in der Gesellschaft gibt es stets wieder die gleichen Muster aus Herrschaft und Knechtschaft. Erfahrene Unterdrückung wird nachgebildet und so bleibt man darin stecken. Wieso hat sich die Menschheit aber dennoch weiter entwickelt? Ich glaube, das geschieht, wo Menschen auf das Gute blicken, welches Gott uns schenkt.


Am Ende der Sintflut-Geschichte steht wiederum: "das Dichten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend an". Doch die Folge ist nicht Frustration, sondern kontinuierlicher Segen: "Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht."

Ich lese daraus den vermittelten Gedanken, dass Gott uns Gutes gibt, damit sich überhaupt etwas zum Guten ändern kann. Wir können durch sein Geschenktes sehen, dass wir uns nicht übereinander erheben müssen um selbst genug zu haben, denn die Welt ist voller Segen. Und nicht nur materiell stellt er dem Bösen Gutes entgegen, sondern, durch das unvergleichliche Geschenk im Opfer von Jesus Christus, auch bei innerem Mangel. Erfahrenes Leid darf ihm geklagt sein und dort aufgefangen sein, damit wir eben nicht Gleiches mit Gleichem (oder gar Schlimmeren) beantworten.

Orientieren wir unser Handeln doch an seinem Vorbild, dass wir Gottes heilvolle Geschichte fortführen und nicht unsere zerstörerische wiederholen.

 

Markus Wiedemann, Kirchvorsteher der Ev.-Luth. KG Crottendorf