Seid barmherzig

„Seid barmherzig“ ist das Thema für 2021. Die Jahreslosung ist eine Aufforderung von Jesus Christus: Seid barmherzig, wie auch euer Vater im Himmel barmherzig ist (Luksas 6, 36). Als er gefragt wird, wie das Barmherzigsein aussieht, erzählt Jesus die Geschichte vom barmherzigen Samariter: Ein Reisender wird von Räubern überfallen und halbtod liegengelassen. Nacheinander kommen drei unterschiedliche Leute an dem Überfallenen vorbei. Die beiden ersten - gesellschaftlich angesehene Männer - gehen achtlos vorüber. Nur der sozial und gesellschaftlich geächtete Samariter hilft. Der „Barmherzige Samariter“ ist zum Urbild von Hilfsdiensten geworden (z.B. im Namen des „Arbeiter-Samariter-Bundes“ ASB). Soziales Handeln benötigen Menschen zu jeder Zeit.

 

Das Wort "barmherzig" kommt aus der gotischen Kirchensprache. Es ist die Übersetzung des lateinischen "misericors". Barmherzig ist, wer ein Herz (Cor) für die Armen (miser) hat, wer mitleidig ist. Ich könnte "barmherzig" auch mit empathisch, mitfühlend wiedergeben. Der barmherzige Mensch kann sich einfühlen in den anderen, der in einer schwierigen Situation ist. Wer "sich erbarmt", hilft andere aus einer Notlage zu befreien.

 

Andern Menschen in Not zu helfen, ist für viele eine Selbstverständlichkeit. Jesus geht aber noch weiter: „Und richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammt nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebt, so wird euch vergeben.“ (Lukas 6, 37) Er setzt einen großen Rahmen! Der ist viel größer als meine Empathie reicht. Wie schnell habe ich mein Urteil über jemanden ausgesprochen, der eine andere Meinung als ich vertritt. Wie schnell schiebe ich jemanden in eine Schublade - und verdamme sie oder ihn als „rechts“, „links“, „lieberal“, „konservativ“ usw.! Das große Problem entsteht, wenn diese Attribute festnageln - verdammen in ein negatives Klischee. Alle diese Eigenschaften haben doch auch positive Seiten (Heimatliebe, soziales Denken, Entwicklungsräume, Bewahrung).

 

Ein neues Jahr beginnt. Wir wünschen uns Gutes und „vor allem Gesundheit“. Hoffen wir, dass es bald gelingt, Covid 19 in den den Griff zu bekommen. Bis dahin werden wir weiter aufeinander Rücksicht nehmen müssen. Die Hygieneauflagen und Beschränkungen sind belastend! Aber notwendig, um vor schweren Verläufen und Spätfolgen der Krankheit zu bewahren. Unsere Land braucht Menschen, die ein Herz für andere haben, barmherzig sind. Das wäre ein echter Segen, wenn es in dem neuen Jahr viele Gesten der Barmherzigkeit gibt.

 

 Pfarrer Eckhardt, Schlettau