Auskunft

 

Unvergessen ist mir der Mann an der Auskunft im Dresdner Hauptbahnhof, der, gefragt nach einer Verbindung nicht im Fahrplan blätterte, sondern  ohne aufzusehen die Stationen  und Zeiten aus dem Gedächtnis prompt und treffend hersagte.

 

Wenn mich jemand nach dem Grund meines Glaubens fragt, dann möchte ich auch eine zuverlässige Auskunft geben. Das ist nicht immer einfach, denn Gott kann ich nicht beweisen. Das kann kein Mensch. Wenn er sich nicht zu erkennen gibt bleibt nur,  es mit Religion zu versuchen, ein interessantes, aber aussichtsloses Unternehmen.

 

Gott sei Dank, er gibt sich zu erkennen und zwar so, wie er erkannt werden will und kann in seiner Liebe zu uns, seinen Menschen. Denn dass wir sind, liegt in seiner Liebe beschlossen, der Freiheit seiner Liebe,  sich als der Liebende an uns zu erweisen. Darüber will ich nicht spekulieren oder phantasieren, sondern  vielmehr aufmerksam und mit Verstand in der Bibel lesen, die allerdings keinen Fahrplan enthält, sondern in der Menschen davon geschrieben und erzählt haben, wie Gott sich ihnen zu erkennen gegeben hat. Als den lebendigen Gott, der sie aus der Gefangenschaft Ägyptens befreit und in tödlicher Gefahr am Schilfmeer gerettet hat, haben ihn die Israeliten erfahren  und darum auch bekannt. Zu Abraham hat er gesprochen, zu Isaak und Jakob, ihren Vätern. Es sind Erfahrungen und Wege geworden. Aufgeschrieben für die folgenden Generationen, weil Gott sich in diese Geschichten verwickeln lassen   und für alle Menschen zu erkennen gegeben hat. Aufgeschrieben und weitergegeben  in den 66 Büchern der Bibel, dem  Alten (Erstes) und Neuen (Zweites) Testament. Diese  gehören untrennbar zusammen. In der Sendung Jesu ist das für immer besiegelt (Joh 5, 39). In seiner eigenen Selbsthingabe in seinem Sohn, der als sein Wort (Joh 1, 1) auch er selbst ist, ehrt und bekennt ihn die Christenheit seine Gemeinde aus Israel und den Völkern.

 

Die Kirche hat das Alte (Erste) Testament nicht umgeschrieben, korrigiert, ergänzt oder gar an sich gerissen. Mit Israel  liest sie es.  Es ist und bleibt das gültige Glaubenszeugnis für alle Menschen und die 27 Bücher des Neuen (Zweiten)  Testaments atmen keinen anderen Geist, sondern geben Auskunft, wie durch Jesus Christus, sein Kreuz und seine Auferstehung erfüllt ist, was Gott in seiner Liebe begonnen und vollbracht hat und vollenden wird. „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben“ (Joh 3, 16).

An der Auskunft im Bahnhof habe ich gelegentlich noch mal  nachfragen müssen. Das ist  auch hier nur recht und billig. 

 

Thomas Röder, Pastor i.R.

Evangelisch-methodistische Kirche Crottendorf