Wetter

„Ist das wieder heiß! Da kann man doch nur abends rausgehen.“ So höre ich von einer älteren Dame diese Woche. „Soll das schon der Sommer gewesen sein?“ So klagt eine Andere. „Es ist viel zu trocken! Schaut euch die Talsperre in Cranzahl an.“ höre ich an anderer Stelle. Eigentlich ist es zumindest im Bereich der kleinen Alltagsgespräche immer gerade zu warm, zu kalt, zu nass oder zu trocken. „Genau richtig“ hört man selten. Wie soll es das auch sein – schließlich sind die Erwartungen an das Wetter so unterschiedliche wie die Menschen.

 

Ich kann das Wetter nicht ändern – wie so viele Dinge im Leben. Aber ich kann mich entscheiden, mit welcher inneren Haltung ich das Leben wahrnehme. Nehme ich die Unannehmlichkeiten im Blick? Oder finde ich auch in einem Berg von Schwierigkeiten den –möglicherweise einzigen - glücklichen Umstand? Halte ich mir die Möglichkeiten vor Augen - und sollten es noch so Wenige sein? Oder leide ich hingebungsvoll an den Einschränkungen?

 

Das Wetter ist letztlich für die Meisten von uns nur ein Smalltalk-Thema. Diese kleinen Alltagsgespräche zeigen aber oft meine Einstellung zum Leben. Egal ob Wetter-Gespräch oder Corona-Diskussion: Ich möchte wieder mehr in den Blick nehmen, wofür ich dankbar sein kann. Das Andere verschafft sich schon von selbst genug Raum. „Vergiss nicht, was Gott dir Gutes getan hat.“ So ermutigt David in einem Lied, welches in der Bibel als Psalm 103 zu finden ist. Ein guter Hinweis.

 

Tobias Frauenlob – Pfarrer im Haus der Hoffnung, Annaberg-Buchholz