Zeitvergleich

„Zu jener Zeit war das Wort des HERRN selten.“ An diesen Satz aus der Bibel (1 Samuel l3, 2) wurde ich vor wenigen Wochen erinnert.  Ich lag in einem Krankenzimmer und eine der Schwestern, ihre Heimat war Benin, meinte, es sei sehr schön hier in Leipzig, die Stadt gefalle ihr und die Ausbildung zur Krankenschwester stehe kurz vor dem Abschluss.

 

Was sie aber nicht verstehen kann sei, dass die Leute keinen Glauben haben. Das sei bei ihr zu Hause ganz anders. Was sollte ich ihr darauf antworten. Ich konnte ihr ja nur recht geben. Auch in dieser Zeitung war nicht nur einmal veröffentlicht und nachzulesen, wieviel Menschen im vergangenen Jahr die Kirchen verlassen haben. Die Prognosen für dieses Jahr fallen nicht anders aus.  Wenn auch, wie ein preußischer Politiker 1847 auf dem Vereinigten Landtag meinte: „Beim Geld hört die Gemütlichkeit auf“, so ist m. E. nicht die Kirchensteuer das Problem der Leute.

 

Mag es vordergründig so scheinen, liegt aus biblisch-theologischer Sicht ein ganz anderer Grund vor. Gott selber hält sein Wort zurück. Es ist selten geworden, trotz vieler kirchlicher Angebote im seelsorglichen wie sozialen Bereich. Und daran mangelt es gerade in diesen Coronazeiten nicht. Aber, und so fährt das Wort aus 1 Samuel 3, 2 fort: „Es brach sich keine Offenbarung Bahn.“ Nicht nur selten war das Wort Gottes, es kam auch nicht mehr an. War es zu schwach damals und ist es zu schwach heute?

 

Man bedenke, noch Anfang der Fünfziger gehörten ca. 90 % aller Deutschen einer Kirche an, waren also getauft. Oder schweigt Gott und wir sind nur bei unseren Worten, so fromm sie klingen mögen? Das könnte ja auch der Fall sein. Genauso, wer schon vorher, als er noch redete, nicht hingehört hat, wird kaum etwas vermissen. Wie das aber ausgehen wird, wer vermag das schon zu sagen. Jedenfalls nicht im Blick auf sein Leben und dessen Zukunft und Ausklang.  Ich kann es auch nicht sagen. Aber mit meinem Leben möchte ich für das Wort Gottes einstehen, nicht mehr und nicht weniger. Denn ich habe es als eine befreiende Kraft erfahren, das voller Hoffnung ist, Zukunft schenkt und zur Auferstehung führt.  Es trägt den Namen Jesus Christus. Es ist meine Bitte an ihn, dass sein Wort,   Gottes Wort,   bei uns bleibt und sich wieder Bahn bricht, so wie es Josua Stegmann in seinem bekannten Lied sagt: „Ach bleib mit deiner Gnade bei uns , Herr Jesu Christ, dass uns hinfort nicht schade, des bösen Feindes List.“

 

Einen gesegneten Sonntag wünsche Ihnen

Thomas Röder

Pastor i.R. Crottendorf