Für ein kleines Plus an Leben bis zum Tod

Liebe Leserinnen und Leser,

 

seit 2006 wird am 10. Februar der bundesweite Tag der Kinderhospizarbeit begangen. Dieses Jahr also am Montag dieser Woche. Der Tag macht auf die Situation von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit lebensverkürzenden Erkrankung und deren Familien aufmerksam. Als Zeichen der Verbundenheit rufen die Verantwortlichen alle Menschen dazu auf, grüne Bänder der Solidarität z. B. an Fenstern, Autoantennen oder Bäumen zu befestigen. Das gemeinsame Band soll die betroffenen Familien mit Freunden und Unterstützern symbolisch verbinden. Haben Sie am Montag irgendwo solche grünen Bänder gesehen? Ich glaube, das Engagement für die Kinderhospizarbeit hat noch „Luft nach oben“.  

 

Erhalten Eltern für ihre Kinder die Diagnose einer lebensverkürzenden Erkrankung, so stehen die betroffenen Familien vor einer völlig neuen Lebenssituation und müssen eine Menge neuer Herausforderungen meistern.

Und auch wenn am Ende das Sterben und der Tod der Kinder stehen, so ist davor noch viel Leben. Menschen, die sich dieser Aufgabe widmen, möchten betroffenen Familien ab der Diagnose, im Leben wie im Sterben und über den Tod des Kindes hinaus zur Seite stehen!

Der Umgang mit Leid und Tod stellt auch Seelsorger*innen vor besondere Herausforderungen. Nicht nur an Gott glaubende Familien tragen in solchen Situationen Anfragen, mitunter auch Anklagen vor Gott. Wie soll mit Leid und Tod umgegangen werden? Letztlich sind und bleiben Leid und Tod ungeheure Zumutungen in unserem Leben.

 

So wie Leiden und Sterben nicht neu sind, so sind auch die Klagen darüber nicht neu. Die Bibel zeugt davon in vielen Psalmen und führt uns die Thematik insbesondere im Buch Hiob vor Augen. Aber auch dann, wenn unser Glaube auf den gütigen Schöpfergott vertraut, vermag er das Übel nicht zu erklären. Es bleiben die Fragen nach dem „Warum?“ und dem „Wie lange noch?“.

Können wir also nichts tun? Doch, wir können. Wir können das Thema Tod und Sterben von Kindern aus dem Tabu-Bereich heraus in das öffentliche Bewusstsein bringen. Wir können für die Betroffenen beten und sie der Liebe Jesu Christi anvertrauen. Wir können ihnen nahe sein, Anteil nehmen, Zeit finden, schweigend dulden und mittragen.

Und wir können diejenigen, die sich für Betroffene engagieren, unterstützen – nicht nur mit einem grünen Band – für ein kleines Plus an Leben bis zum Tod.

 

Mike Pollmer ist ehrenamtlich als Priester in der Neuapostolischen Kirche in Annaberg-Buchholz tätig.