Ein Zeichen. Weihnachten einmal anders.

Ein Zeichen.  Weihnachten einmal anders.

 

Was brauchen sie, um in unseren Tagen auf etwas aufmerksam zu werden?

Ein Feuerwerk? Einen doppelten Regenbogen? Ein Privatkonzert? Weihnachtschoräle?

Penetrante Werbung?

Manchmal reicht auch ein Wort. Ein Blick. Eine Geste. Etwas Winziges.

 

Gott wird dafür sorgen, dass wir es bemerken. Über dieses „etwas“ stolpern. Es uns bewusst wird. Ein Ereignis, das bereits viele Jahre zurück liegt: „Verschlafen und müde verlasse ich meine Wohnung. Es ist das Ende meiner  Studienzeit. Unser 1. Kind ist geboren. Die Nächte schlaflos. Kurz. Ein Schreikind. Damit meine Frau zum Schlafen kommt, bin ich jede Nacht mit unserem Sohn unterwegs. Im Tragetuch, auf der Rückbank des knatternden alten Golfs oder mit dem Fahrrad Anhänger.

 

An glücklichen Tagen, kommt der junge Spross für 2 Stunden zur Ruhe. Der Rest Schreien, Wachen, die Zeitung von Morgen lesen, warten. Die Nerven liegen blank. Nie viel Schlaf brauchend, komme ich hier an meine Grenzen. Ich schleppe mich durch den Tag. Wie in Trance.

 

Eines Morgens fasse ich einen Entschluss. Ich schmeiße mein Studium. Mitten in den Prüfungen. Meine Kraft ist am Ende. Geld kann man irgendwie auch anders verdienen. Das hatte ich etliche Jahre vor dem Studium praktiziert. Mit dem festen Vorsatz einer Exmatrikulation schließe ich die Tür unserer kleinen Wohnung und will zur Uni starten. Sekretariat. Abmeldung. Aus und vorbei. Mit halbwachen Augen lasse ich die Tür in das Schloss fallen und wende mich um zum gehen. Neben uns wohnt ein Pärchen, das uns lieb geworden ist. Der Mann, Schuhgröße 48, dünn und schlaksig, ist gerade dabei ein Plakat neben seiner Eingangstür anzubringen. Der hat Nerven – zum frühen Morgen. Dennoch fällt mein Blick auf die Worte seines Plakates. Dort lese ich folgende Zeilen:

„Ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhört.“ Lukas 22,33. Wie angewurzelt bleibe ich stehen. Gedankenversunken gehe ich weiter. Das sieht nach Planänderung aus. Ein Wort, mir vor die Füße gelegt. Das fühlt sich nicht nach Zufall an. Mein Gedanken schweifen ab. Richtung Weihnachten. „Das Wort wurde Fleisch. Gott wurde Mensch.“ Er, der Retter der Welt wurde als das lebendige Wort in die Krippe, in unsere Mitte gelegt. Und an diesem Tag mir direkt vor die Füße. Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns..“ Gott hat Humor. Niemand wusste von meiner Absicht. Schon gar nicht mein Nachbar. Für mich steht fest. Studium beenden. Weiter gehen. Planänderung. Der oft schweigende Gott hatte geredet.  So mein Empfinden. „Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns.“ Worte sind Leben. Oder auch Tod. Worte öffnen Herzen. Oder verschließen diese. Christus ist das Wort. So sagt es die Bibel. Das Wort des Lebens, ja Leben selbst. Und dieses Wort kommt zu uns. Es wohnt unter uns. Damit zeigt sich Gott. Die Geburt Christi bedeutet für mich: Gott tritt in unsere Welt. Spürbar. Er will Veränderung. Verwandlung. Rettung. Kein Weihnachtsmarktgedudel. Auch wenn das schön sein kann. Gott wird Mensch. In ihm ist Hoffnung, Herrlichkeit, Heil. Erlösung aus Dunkelheit, Depression und Tod. Weihnachten. Ein Fest zum anfassen. Zum staunen. Zum anhalten. Aber auch ein Fest der Herzen. Gott öffnet sein's gegenüber der Welt. Und wir?  Machen wir ihm die (Herzens)Tür auf? Lassen wir sein Wort zu uns sprechen? Gott kommt zu uns. Im Wort. Im Fleisch. Als Mensch. Bringt Licht, Leben, Hoffnung und Heil. Ein Wort kann Leben verändern. So habe ich es erfahren.

 

Aber es muss gegessen, gekaut, empfangen, aufgenommen werden. Diese Liebe Gottes wartet auf Antwort. „Denn Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab. Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zugrunde gehen, sondern das ewige Leben haben.“ Weihnachten ist Leben, Einladung. Liebe Gottes. Wir sind gerufen zu antworten. Ein Wort genügt. Auch hier.

 

Ein gesegnetes Weihnachtsfest wünscht Ihnen

Pfr. Thomas Stiehl

 

Pfarrer in Tannenberg und Geyer