GEDULD HABEN

 

„Nun hab doch mal ein bisschen Geduld!“ Kinder geben oft schnell auf, wenn etwas nicht klappt oder wenn der Erfolg des Tuns nicht gleich zu sehen ist. Da müssen Eltern und Lehrer daran erinnern, dass manche Dinge etwas Zeit brauchen, bis der gewünschte Erfolg sich einstellt. In unserer schnelllebigen Zeit ist es wohl nur schwer zu ertragen, wenn es mal wieder etwas länger dauert. Das geht nicht nur den Kindern so.

 

Geduld haben und Dinge wachsen lassen, ist auch in der Politik nicht mehr selbstverständlich. Kaum ist eine neue Landesregierung gewählt und hat sich verständigt, was miteinander geht und was Neues in Angriff genommen werden soll, prophezeien die ersten schon, dass das sowieso nichts wird und das Scheitern vorprogrammiert sei. Abwarten, wie sich die Dinge in neuer Konstellation gestalten, ist nicht gefragt.

 

Auch wenn es scheint, dass das Phänomen Ungeduld typisch für unser mediales Zeitalter ist, stimmt das so nicht ganz. Christen begehen seit langem die Adventszeit – vier Wochen, in denen das Kommen des versprochenen Retters Jesus erwartet und bedacht wird. Der zweite Advent hat dies zum Thema. Auch die Christen des ersten Jahrhunderts hatten es nicht leicht mit dem Warten. Jakobus schreibt in seinem Brief an Menschen, die schnell den mühevollen Alltag gegen das Erlöst sein bei Christus eintauschen wollten: „So seid nun  geduldig, Brüder und Schwestern, bis zum Kommen des Herrn. Siehe, der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde und ist dabei geduldig, bis sie empfange den Frühregen und Spätregen.“ (Jakobus 5,7)

 

Oft merkt man nicht, dass sich während des Wartens schon eine ganze Menge ereignet und verändert hat. Der Bauer weiß: Auch wenn ich noch nichts sehe: Im Dunkeln unter der Erde bewegt sich schon was. Das neue Leben ist da, die Frucht hat begonnen zu wachsen und es braucht Geduld, bis sich die ersten Halme und schließlich die Ähren in voller Größe zeigen.

 

So ist es auch mit der Adventszeit: Christus, den wir erwarten, ist schon längst zu uns gekommen und  hat den Alltag verändert. Christen warten nicht auf die Erlösung – sie sind schon Erlöste. Jakobus gibt uns mit auf unseren Weg: Das Neue ist gepflanzt und wächst, man kann es nur noch nicht so deutlich sehen. Aber habt Geduld und Zuversicht, es wird auch in diesem Jahr wieder Früchte hervorbringen, allen Widrigkeiten und Schwierigkeiten zum Trotz.

 

Diakon Klaus Mehlhorn ist als Bezirksgemeindereferent im
Ev.-Luth. Kirchenbezirk Annaberg tätig.