Kleine Kirchenkunde

In den nächsten zwei Ferienwochen treffen sich viele junge Leute mit ihren Pfarrern, Pastoren und kirchlichen Mitarbeitern, um sich auf die Konfirmation oder Einsegnung vorzubereiten. Ich denke gerne an solche  Tage zurück, an denen wir über den christlichen Glauben und seine Grundlagen nachgedacht haben. Es wird in diesen Tagen nicht anders sein. Beim Glauben geht es immer um Wissen, Verstehen und einen klaren Blick für den Nächsten, Kirche und  Gesellschaft. Sosehr davon jeder einzelne betroffen ist, bilden Christen jedoch eine Gemeinschaft.  Nikolaus von Zinzendorf hat es auf den Punkt gebracht, wenn er sagt. „Ich konstatiere kein Christentum ohne Gemeinschaft.“ Diese Gemeinschaft ist die Kirche. Martin Luther schreibt : „Es weiß gottlob ein Kind von sieben Jahren, was die Kirche sei, nämlich die heiligen Gläubigen und die ‚Schäflein, die ihres Hirten Stimme hören‘“ (Schmalkaldische Artikel 1538, 12. Von der Kirche). Die Zeiten haben sich geändert und die Sprache auch, aber das Anliegen, den jungen Leuten zu vermitteln, was die Kirche sei, bleibt: „Wo du siehst, dass die Taufe, das Brot und das Evangelium sei, da ist – ganz abgesehen vom Ort und von den Menschen - ohne Zweifel die Kirche“ konkretisiert der Reformator (WA 7/720). Die Kirche ist also nicht nur ein Gebäude im Dorf oder in der Stadt in das man geht oder  (leider) auch nicht, sondern der Ort, an dem  Christen Gottesdienst feiern. Worum es dabei geht, hat Martin Luther einleitend  in seiner Predigt zur Einweihung des ersten evangelischen  Kirchenbaus  in Torgau gesagt: Nichts anderes soll  in ihm  geschehen „… denn  das unser lieber Herr selbst mit uns rede durch sein heiliges Wort und wir mit ihm reden durch Gebet und Lobgesang“ (WA 49, 588,15-18.). Gottesdienst also Wort-Wechsel zwischen Gott und Mensch.  Fast gleichlautend mit der „Torgauer Formel“ definiert das 2. Vatikanische Konzil 1963: „...in der Liturgie spricht Gott zu seinem Volk; in ihr verkündet Christus noch immer die Frohe Botschaft. Das Volk aber antwortet in Gesang und Gebet“ (SC 33).  Natürlich geschieht im Gottesdienst noch anderes: Kommunikation, Information, Anteilnahme und Anteilgabe.  Aber Gottes Wort und unsere Antwort bilden seine unaufgebbare Mitte.  „Jesus Christus, wie er uns in der Heiligen Schrift bezeugt wird, ist das eine Wort Gottes, das wir zu hören, dem wir im Leben und im Sterben zu vertrauen und zu gehorchen haben“ (Theologische Erklärung von Barmen vom 31. Mai 1934,I). Mit ihrem Bekenntnis  zu Jesus Christus antwortet die Gemeinde.  Dass auch junge Menschen in unserem Land mit Herz und Verstand dazu finden, wünsche ich ihnen und bitte Gott darum.  Und natürlich um schöne Ferientage dazu.  

 

Thomas Röder, Pastor i.R.

Evangelisch-methodistische Friedenskirche  Crottendorf