Adventsträume

Träume sind Schäume!“ So heißt es in einer Redensart. Sie spiegelt die Erfahrung wider, dass so manche Wunschträume schnell an den Realitäten zerplatzen.

Doch das ist nur eine Seite der Medaille. Richtig ist ebenso, dass Träume eine Sehnsucht und eine Kraft entwickeln können, die Menschen in die Lage versetzt, Dinge zu verändern, Neues zu denken und neu zu handeln. Vielen großen Erfindungen, vielen wichtigen Taten sind Träume vorausgegangen, die nicht an der Wirklichkeit zerplatzt sind, sondern Mut, Energie und Kreativität zu Neuem freigesetzt haben.

 

Für den 2. Advent ist ein Lied mit einem Text von Gerhard Schnath vorgeschlagen, das in ähnlicher Weise von Träumen spricht: „Es kommt die Zeit, in der die Träume sich erfüllen, wenn Friede und Freude und Gerechtigkeit die Kreatur erlöst, dann gehen Gott und die Menschen Hand in Hand, dann gehen Gott und die Menschen Hand in Hand.“

 

Der Traum von Friede, Freude und Gerechtigkeit für alle ist wohl schon so alt, wie es Menschen gibt. Besonderen Ausdruck hat er gefunden in biblischer Zeit im Nahen Osten. Damals träumte das kleine geschundene Volk Israel, das seinen großen aggressiven Nachbarn oft nicht viel entgegenzusetzen hatte, von einer Zeit des Friedens. Ein von Gottes Geist geleiteter Friedenskönig sollte Gerechtigkeit und Frieden bringen. So verkündete es der Prophet Jesaja. Nach langem Warten haben Gläubige in Jesus von Nazaret diesen Friedenskönig erkannt. Zu Weihnachten feiern wir seine Geburt, hören die Botschaft, wie Gott den Menschen nahe kam und wie der Traum vom Friede auf Erden Wirklichkeit zu werden begann.

 

Die letzte Erfüllung dieses Traumes lässt bis heute auf sich warten. Auch zweitausend Jahre später leidet unsere Welt noch unter Unfriede, Trauer und Ungerechtigkeit. Sind die Friedensträume nur Schäume?

 

Lass ab vom Bösen und tu Gutes; suche Frieden und jage ihm nach!“ (Psalm 34,15) Diese Aufforderung macht mir deutlich: Frieden ist nichts, was uns ohne eigenes Zutun in den Schoß fällt. Er muss zu allen Zeiten und überall neu gesucht, erarbeitet und praktiziert werden. Bei uns soll er anfangen und sich ausbreiten. Wenn das gelingt, wird der Traum von Friede und Gerechtigkeit weitergeträumt und ein Stück Wirklichkeit werden. Halten wir die Sehnsucht nach ihm in uns wach, damit schließlich die Weihnachtsfreude bei uns Einzug halten kann.

 

 

Diakon Klaus Mehlhorn ist als Bezirksgemeindereferent im
Ev.-Luth. Kirchenbezirk Annaberg tätig.