Mensch, werde wesentlich!

„ … schnell mal eben …“. Ich weiß nicht, wie oft ich diese Formel benutze. Ich gehe „schnell mal eben“ einkaufen, erledige „schnell mal eben“ einen Anruf und gehe „schnell mal eben“ noch einen Besuch machen. Manchmal vergehen ganze Tage in diesem „schnell mal eben“ – und am Ende lässt sich kaum sagen, was an ihnen Wesentliches geschehen ist.

 

Wie? Sie leben auch so? Auch Sie bringen schnell mal eben die Kinder zur Schule, schauen „schnell mal“ bei Oma vorbei … Entsetzlich dieses „schnell mal eben …“. Bedeutet es doch zugleich: Das wirklich Wichtige kommt noch. Gleich, wenn das Unvermeidliche aber Unaufschiebbare erledigt ist.

Dabei ist mein Leben viel zu schade, all diese Dinge „schnell mal eben“ zu erledigen. Ganz abgesehen davon, dass ich es nicht mag, wenn mit mir so umgegangen wird.

Ich will nicht „schnell mal“ angerufen werden.

 

Wer „schnell mal“ zum Geburtstag vorbeikommt, kann gleich zu Hause bleiben.

Johann Scheffler, geboren 1624, er war ein Theologe und Arzt, hat dieser Hektik und Oberflächlichkeit eine Mahnung entgegengehalten: „Mensch, werde wesentlich!“. Er will sagen: lass die Finger von Dingen, die nicht wichtig für Dich sind. Verschwende deine kostbare Zeit nicht mit Unwesentlichem. Nimm ernst, was Du tust und lebst. Wo Du bist, da sei ganz. Oder eben gar nicht. Und auch das ganz bewusst.

In der Biel gibt es eine Geschichte, da kommt Gott in Gestalt von drei Männer bei Abraham vorbei um ihn zu besuchen. Abraham lädt sie zum Essen ein und Sara seine Frau beginnt zu kochen.


Aber mal im Ernst: da soll Sara aus weiß nicht wie viel Kilo Mehl ''mal eben schnell'' ein paar Kuchen backen und Abraham holt ein Kalb und der Knecht soll es ''mal eben schnell'' zubereiten.

Wie jetzt, mehrere Kilo Kuchen, ein ganzes Kalb?

Da sind nur drei Leute zu Besuch gekommen!


Und ich denke, dass hat ´ne Weile gedauert, bis alles erst mal zubereitet und schließlich auch gegessen war. Abraham hatte Zeit, Gott hat Zeit. Und so sitzen sie unter einem Baum im Schatten, genießen gutes Essen, haben Gemeinschaft und reden miteinander. Meist ist es bei uns doch eher so wenn wir Gott begegnen, dass wir ''mal eben schnell'' dies wollen und das.

Dabei kann es doch nichts Besseres geben, als mit Gott Zeit zu verbringen, mit ihm zu essen, zu reden, unter einem Baum zu sitzen und Gemeinschaft zu haben….

 

„Mensch, werde wesentlich!“ Dieser Satz erinnert mich daran, dass jeder Moment meines Lebens kostbar, wesentlich sein kann und darf. Weil genau dieser Moment, diese Begegnung, diese Aufgabe das Leben ist, das Gott mir schenkt. Das aber will ich, darf ich bewusst leben und gerade nicht „schnell mal eben“ hinter mich bringen.

 

Pastorin Claudia Küchler, Königswalde