Strahlen wie die Sonne

„Mit 50 hat jeder das Gesicht, das er verdient.“ So sagte es einst der englische Schriftsteller George Orwell. Eine schonungslose Erkenntnis. Immerhin muss man hinzufügen, dass er selbst seinen fünfzigsten nicht mehr erlebt hat. Er kann es also gar nicht genau wissen, oder?

 

Ich fürchte, er hat trotzdem recht. An unserm Gesicht lässt sich durchaus einiges von dem erkennen, was unser Leben geprägt hat. Die Falten verraten etwas über Sorgen, die uns umtreiben. Manche auch darüber, wie oft wir lachen. Unser Gesichtsausdruck erzählt davon, was uns umtreibt: Großzügigkeit oder Gier, Zufriedenheit oder Ärger. Es spiegelt zumindest ansatzweise unseren Charakter wider.

 

Ob die Bibel bei dem folgenden Satz auch den Gesichtsausdruck meint? „Die Gott aber lieb haben, sollen sein, wie die Sonne aufgeht in ihrer Pracht.“  (Richter 5,31)

 

Die Gott lieb haben, die werden geprägt von seiner Liebe. Wer in seinem Licht lebt, wird von ihm angestrahlt. Wer einen intensiven Umgang mit Gott pflegt, auf den färbt Gottes Liebe ab.

 

Darum möchte ich die liebende Nähe bei ihm suchen. Nur darum brauche ich mich kümmern. Für die Auswirkungen auf mein Leben sorgt Gott. Er schenkt das Wollen und das Vollbringen. Und er ist gnädig und barmherzig mit meinen Fehlern.

 

Deshalb macht der Bibelvers mir Mut, Gottes Nähe zu suchen. Vielleicht (hoffentlich!) wird mit der Zeit ein kleines Schimmern von seinem Licht erkennbar werden in meinem Gesicht? Auch wenn ich es nicht verdient habe.

 

Von Martin Gröschel,

Pfarrer in Mildenau