Jubilate

Der morgige Sonntag hat im Kirchenjahr den Namen „Jubilate“ (deutsch: „Jubelt!“).

Wir werden aufgefordert, zu jubeln. Na, hoppla, kann man denn auf Befehl „jubeln“, wenn einem gar nicht danach zu Mute ist …?

Sicher, gibt es „Jubeln auf Befehl!“ Als ehemalige DDR-Bürger haben wir noch solche Veranstaltungen in Erinnerung. Zur Winterolympiade durften wir die nordkoreanischen (weiblichen) Fans bestaunen, die nach Anweisung in bizarrer Weise jubelten, auch als ihr Eishockeyteam schon abgeschlagen weit zurücklag.

 

Okay, jubeln auf Befehl gibt’s manchmal. Aber ist das gemeint? Kann ich jubeln, wenn mein Befinden ein ganz anderes ist?

Ich habe gerade nicht wenige Menschen vor Augen, die Leid ertragen müssen… entweder haben sie selbst eine schwere Krankheit, oder ihre Angehörigen. Ich habe Menschen vor Augen, die trauern um verstorbene Ehepartner, Kinder oder Eltern … Was sollen die mit dem „Jubelsonntag“ anfangen?

Mein Blick geht weiter auf die äußerst angespannte Weltlage, die Drohungen und Missverständnisse zwischen den Großmächten, und den Regionalmächten im „Nahen Osten“. Zum Jubeln ist das nicht gerade. Ich denke an manche Sorgen, wie die Entwicklung in unserem Land weitergeht.

 

Und auch in der Kirche wird oft viel von Sorgen angesichts kleiner werdender Zahlen gesprochen, statt zu jubeln.

Was soll also der Sonntag „Jubilate“? Nochmals: es geht nicht um „Jubeln auf Befehl“. Es soll auch niemand jubeln, der eigentlich lieber weinen und klagen möchte. Das alles ist nicht gemeint.

 

Es geht darum, sich – trotz allem, was uns an Negativem anspringt – auf das zu besinnen, was die Grundlage unserer Hoffnung ist. Wir kommen von Ostern her. Wir feiern die Auferstehung Jesu, den Sieg über alle Mächte des Todes, der Angst, der Schuld und des Leides. Wenn ich mir das bewusst mache, kommt ein heller Schein, ein Jubelton in mein Leben, auch wenn manches nicht oder noch nicht gut ist. Dann darf ich neue Hoffnung gewinnen, inmitten vieler Sorgen, Ängste und Ratlosigkeiten.

 

Und wenn ich diesem Christus vertraue, ihm nachfolge, dann ändert sich wirklich was. Dann erkenne ich Neues in meinem Leben und in unserer Welt. Dann beginne ich, dankbar zu werden, aufzuatmen und tatsächlich: auch mal zu jubeln.

Es ist nicht alles Traurige und Angstmachende einfach verschwunden, aber meine Hoffnung wird stärker, weil ich weiß: Ich bin auf der Seite des Siegers: Auch der Bibelspruch des Sonntags (Wochenspruch) weist uns auf diese frohmachende Veränderung hin, die schon viele Menschen erfahren haben: „Gehört jemand zu Christus, dann ist er ein neuer Mensch. Was vorher war, ist vergangen, etwas Neues hat begonnen.“ (2. Korinther 5,17)

 

Pfarrer Martin Seltmann, Ev.-Luth. Kirchgemeinde Königswalde