Zwei gekreuzte Hämmer und ein großes „W“…

Am morgigen Sonntag geht es um die Wurst. Das ganze Erzgebirge wird mitfiebern, wenn am letzten Spieltag der Zweiten Fußball-Bundesliga die Auer Veilchen in Düsseldorf hoffentlich den Klassenerhalt perfekt machen.

 

Wer hätte das noch vor einigen Wochen gedacht, dass wir jetzt auf ein weiteres Jahr in der Zweiten Liga hoffen können? Nach dem Spiel gegen Dynamo Dresden schien Erzgebirge Aue mausetot zu sein. Doch dann die Auferstehung. Ein Spiel nach dem anderen wurde plötzlich gewonnen. Dem neuen Trainer, Domenico Tedesco, sei Dank. Und der Mannschaft, die so aufopferungsvoll gekämpft hat, sei Dank. Und den treuen Fans sei Dank. Und Gott sei Dank…

 

Aber Halt! Moment mal! Geht das jetzt nicht zu weit? Was hat der Erfolg einer Fußballmannschaft mit Gott zu tun? Was hat das profane Geschäft des Profifußballs, wo knallharter Konkurrenzdruck herrscht und es um Geld und Profit geht, mit Gott zu tun?

 

Also, irgendeinen Zusammenhang muss es geben. Sonst würden nicht so viele Fußballstars ihren Glauben an Gott so offen zeigen. Viele Spieler bekreuzigen sich, wenn sie den Rasen betreten. Und manche beten sogar öffentlich auf dem Fußballplatz. Und wir? Können wir um den Erfolg unserer Lieblingsmannschaft beten? Oder grenzt das an Ketzerei, weil es doch viel wichtigere Gebetsanliegen gibt?

 

Vielleicht kann uns der morgige Sonntag helfen, auf diese Fragen eine Antwort zu bekommen. Er ist ja nicht nur ein wichtiger Tag für den Fußball, sondern er ist auch der Tag, an dem wir Gottesdienst feiern. Und im liturgischen Kalender trägt der morgigen Sonntag den lateinischen Namen „Rogate“ - auf Deutsch: „Betet!“.

 

Wir können und wir sollen beten. Denn im Gebet stecken große Möglichkeiten. Wenn ich ehrlich bin, habe ich doch viele Dinge nicht wirklich in der Hand. Auch verdanke ich mein Leben, meine Gesundheit, mein Glück nicht mir selbst. Da muss es EINEN geben, der über mir wacht und mein Leben lenkt. Und das ist Gott.

Zu IHM kann ich beten, wenn meine Kräfte versagen - wenn ich in Not bin und Hilfe brauche. Aber auch mit meiner Freude und mit meiner Dankbarkeit kann ich zu ihm kommen. Vieles liegt letztlich nicht in unserer Hand. Es ist Geschenk. Es ist Zu-Fall. Es fällt uns von oben her, von Gott her, zu. Und das wissen auch und gerade die Fußballer. Und deshalb bitten viele von ihnen Gott um Erfolg und Bewahrung - und geben dann auf dem Platz ihr Bestes.

 

Rogate! Betet! Probieren wir es aus und rechnen wir damit, dass es Gott wirklich gibt und dass er uns hört. Es könnte sein, dass wir durch das Gebet persönliche Erfahrungen machen, die sogar die größte Fußballbegeisterung noch in den Schatten stellen.

 

Mit einem herzlichen Glückauf grüßt,

Superintendent Dr. Olaf Richter, Annaberg-Buchholz