Tatort Wort

So das Thema unserer Referentin Claudia Orgis zur Mitarbeiterversammlung diese Woche in unserer Sozialstation in Geyer. Tatort Wort. Darüber lohnt es sich nachzudenken.

 

Worte können aufbauen. Können trösten. Worte können aber auch töten oder uns verletzen. Worte sind eben nicht nur Worte, sondern sie schaffen Wirklichkeit. Worte offenbaren unser Herz, bestimmen Beziehungen, lenken uns und beeinflussen manchmal auch ganze Nationen. Worte sind die mächtigsten Waffen der Erde. Sie können gefährlicher als echte Waffen sein, aber sie können auch Generationen in positiver Weise prägen. Das zeigen die guten Früchte der Reformation, dessen Jubiläum wir dieses Jahr feiern.

 

Von der Brisanz des Wortes spricht auch die Bibel: „Am Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott (Johannes 1,1)...“. Worte und Sprache ist ein Geschenk Gottes. Jesus selbst wird als das Wort Gottes bezeichnet, das zu uns gekommen ist.

 

Zurück zum Tatort Wort. Das gilt auch für den Schulhof, für den Mittagstisch zu Hause, für die Talkshow oder Massenveranstaltungen. Worte bestehen aus Silben und Silben aus Buchstaben. Jeder Mensch muss lernen - in welcher Sprache auch immer - Worte zu formen. Unsere Familien sind Wortfabriken oder Häuser stummer Fische. Sie lehren uns, wie wir mit Worten umgehen sollen. In manchen Häusern herrscht ein rauer Ton. In anderen ist Kommunikation von Respekt und Achtung geprägt. Wir selbst entwickeln im Laufe des Lebens eine eigene Sprache.

 

Tatort Wort. Wir spüren, dass manche Worte Türen öffnen, andere Herzen und Menschen eher verschließen. Was wir sagen, ist wichtiger und folgenschwerer als wir manchmal denken. Immer wieder kreist die Diskussion um „fake news“. Ist die Nachricht echt oder erfunden? Mit Desinformation und fake news kann man Kriege gewinnen. Oder Menschen zerstören.

 

So leichtfertig geht die Bibel mit Worten nicht um. Ganz im Gegenteil . Sie sagt: Am Tag des Gerichts werden die Menschen Rechenschaft ablegen müssen über jedes unnütze Wort, das sie geredet haben.“   (Matthäus 12,36). Gott geht es nicht um Krümelkackerei oder eine Buchhaltermentalität. Sondern es geht hier um Gerechtigkeit und Wahrheit. Liebe oder Hass. Worte transportieren, enthalten, schaffen Wirklichkeit. Sie entzweien oder sie verbinden. Mit Worten sollen wir deshalb gerade nicht leichtfertig umgehen. Denn was gesagt ist, ist gesagt. Verletzende Worte können nur bedingt zurückgenommen werden. Das kennen wir aus eigener Erfahrung. Tatort Wort. Da werden wir immer wieder zu Tätern und Opfern. Aber auch zu Jongleuren und Schülern. Zu Handwerkern und Entdeckern.

Aber auch zu Schuldigen und Beschuldigten.

 

„Am Anfang war das Wort und Gott war das Wort“... Dieser Bibelvers ermuntert mich dazu immer wieder zum Schöpfer unserer Sprache zu gehen. Mir Worte schenken zu lassen, wo ich sprachlos bin. Mir vergeben zu lassen, wo ich Unnützes geredet habe. Worte zu suchen, die andere trösten und aufbauen. Ebenso Worte zurück zu halten, die nicht von Liebe motiviert sind. Und trotzdem immer wieder klare Worte zu finden, um mich verständlich zu machen und auch meinem Gegenüber Klarheit zu vermitteln woran er mit mir ist. Tatort Wort. Eine Quelle des Lebens. Aber auch immer wieder eine Baustelle, in der wir stehen. Tatort Wort soll uns am Ende zum Tatwort führen. Dass aus unseren Worten Taten folgen. So wie es Jesus tat. Aus Worten der Liebe und Hingabe werden Taten. Er geht ans Kreuz und sagt damit mehr als 1000 Worte ausdrücken können.

 

 

Thomas Stiehl

Pfarrer in Geyer und Tannenberg