Engel

Schwippbögen in die Fenster stellen, Pyramiden mit Kerzen bestücken, Mannl aufstellen. Das musste diese Woche sein.

 

Eins ist mir aufgefallen: Engel könnte man eigentlich Ende der Weihnachtszeit gleich stehen lassen. Denn Engel sieht man auch an anderen Stellen das ganze Jahr über. Auf Postkarten und Postern, als Figuren an Kinderbetten oder in Schränkwänden. Einen Bergmann zumindest habe ich noch nie im Sommer am Rückspiegel eines Autos baumeln sehen.

 

Engel stehen auch bei Menschen ohne Glaubensbindung für Schutz und Bewahrung. In diesem Sinn werden sie in der Bibel unter anderem vorgestellt. Psalm 91,11 ist ein beliebter Vers für Taufen: „Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten …“

 

Allerdings sind sie in der Bibel nie diese kleinen Schutzmaskottchen. Engel heißt übersetzt Bote. Sie sind Beauftragte Gottes. Sie richten aus, was Gottes Wille ist. Dies ist in vielen Momenten schön und ermutigend. Engel können in der Bibel aber durchaus auch bedrohlich sein. Wenn sie beauftragt sind, Böses zu verhindern und Menschen auf einen guten Weg zu bringen muss man sie sich vielleicht eher als starke Kämpfer, denn als knuddlige Flügelwesen vorstellen. Bibelkenner erinnern sich dabei an die Geschichte von Bileam. (4 Mo 22)

 

Viele Engel habe ich nun wieder gemeinsam mit der Familie aufgestellt. Sie sollen mir dieses Jahr nicht einfach nur Weihnachtsdekoration sein. Sie sollen mich daran erinner, dass ich im Vaterunser bete: „Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.“ Wenn ich die Engel – also die Boten – sehe, will ich an den Sender denken: Gott. Und ich möchte mich immer wieder neu an seinem Willen orientieren. Denn sein Wille war in vielen Momente für mich Bewahrung, Hilfe, Unterstützung, Begleitung … eben das, was Viele ganz landläufig mit Engeln verbinden. Warum sollte ich dann nicht auch auf Herausforderndes hören?

 

Tobias Frauenlob – Pfarrer im Haus der Hoffnung – Ev. Luth. Kirchgemeinde Annaberg-Buchholz