Glaube ernährt sich vom Unmöglichen

Seit Jahrtausenden herrscht ein Kampf um die Frage, ob es Gott gibt oder nicht. Wissenschaftler wie der Astrophysiker Stephen Hawking behaupten, „die Hand Gottes“ sei bei der Erschaffung der Welt nicht notwendig gewesen. Andere Wissenschaftler wie Prof. John Lennox halten dagegen. In dieser Diskussion taucht bei mir die Frage auf, ob das überhaupt der richtige Ansatz ist. Wir wissen nicht, wie man Krebs besiegt, wir wissen nicht, ob Leben auf dem Mars möglich ist, im Normalfall wissen wir nicht im Voraus, wen wir heiraten werden.

Diese Reihe ließe sich unendlich fortsetzen von dem, was wir nicht wissen. Aber wir meinen zu wissen, ob es Gott gibt oder nicht, ob Jesus auferstanden ist oder nicht. Das erscheint mir als Hybris des menschlichen Denkens. Ein Zitat von Sokrates kommt mir dabei in den Sinn, der einst sagte: „Ich weiß, dass ich nicht(s) weiß“.

Damit meint er natürlich nicht, dass er nichts wisse, sondern er hinterfragt, was man zu wissen meint.

 

Die Auferstehung von Jesus, die wir am Sonntag feiern ernährt sich nicht vom menschlichen Wissen. Ihre Kraft erhält sie durch das göttliche Eingreifen in unsere Welt. „Glaube ernährt sich vom Unmöglichen.“ So schreibt es Guillermo Maldonado. Gott vollbringt das Unmögliche. Er erweckt seinen Sohn von den Toten. Er reißt ihn aus der Hand des Todes. So wie es die Engel zu Maria sagen: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?“. Dieser Ausspruch ist auch ein Wort an uns Menschen heute. Wie Maria und die Jünger suchen wir Jesus immer noch im Grab, suchen immer noch nach menschlichen Erklärungen und logischen Deutungen. Aber Jesus ist auferstanden. Er lebt. Der Apostel Paulus sagt: „Wäre aber Christus nicht auferstanden, so hätte unsere ganze Predigt keinen Sinn, und euer Glaube hätte keine Grundlage (1. Korinther 15,14).

 

Ohne die Auferstehung wäre unser Glaube „kraftlos“ und „leer“. Das Wunder der Auferstehung entzieht sich unserem logisch rationalen Denken. Aber genau da fängt Glaube an, wo unser Denken an Grenzen gerät. Genau dort kann Jesus anfangen zu wirken, wo wir nicht mehr hinterher kommen. Das ist die Urkraft des Glaubens. Das ist das Zeugnis seiner Auferstehung. Menschlich kann das so aussehen: in meiner Kindheit kam immer ein Alkoholiker zu uns zu Besuch. Seit Jahren trank er sich krakelnd durchs Leben. Niemand glaubte an eine Befreiung vom Alkohol in seinem Leben. Außer meine Schwester. Sie empfing ihn immer in Liebe und betete lange für ihn. Dann kam eine Zeit, in der wir nichts mehr von ihm hörten und ihn auch nicht sahen. Irgendwann tauchte er wie aus dem Nichts auf. Trocken, ordentlich gekleidet und fröhlich im Gesicht. „Er sei Christ geworden, hätte Entziehungskuren hinter sich und er gehe jetzt in einen Hauskreis.“ Das waren seine Wort. Das Wunder der Auferstehung war in seinem Leben passiert, obwohl (fast) niemand daran geglaubt hatte.

 

 

Thomas Stiehl

Pfarrer in Tannenberg und Geyer