Bleistiftgedanken zum neuen Jahr

Gehalten und geführt

 

Der gute alte Bleistift hat eine lange Tradition: die Ägypter haben ihn erfunden. Sie haben flüssiges Blei in Holzrohre gegossen und damit geschrieben. Ich selber nutze Bleistifte eigentlich kaum noch. Und doch habe ich mir zum Jahreswechsel einen ganz neuen auf meinen Schreibtisch gelegt – so einen mit einem Radiergummi oben drauf und der bringt mich zum Nachdenken.

 

Alleine aus sich heraus kann mein Bleistift nichts. Er braucht eine Hand, die ihn hält und führt. Bei Menschen ist das ganz ähnlich. Wenn Gottes Hand mich hält, bin ich zu mehr imstande, als ich es nur alleine aus mir heraus wäre.

 

Für mich gibt es aber auch noch andere Hände, die mich halten und führen. Die Hände von meinen Söhnen zum Beispiel. Immer wieder nehmen sie mich beiseite, um mir etwas zu zeigen. Etwas, wofür ich als Erwachsener schon viel zu blind bin.

 

Und es gibt Menschen um mich herum, die ganz wichtig sind für mich: Sie sind da, wenn ich sie brauche, sie helfen mir, wo ich nicht weiterkomme, und sie führen mich, wenn ich den Durchblick verliere. All diese Hände halten mich, lassen mich stark sein und weisen mir den Weg. Ich will sie nicht vergessen; gerade jetzt, am Beginn des neuen Jahres. Was wäre ich ohne sie?!

 

Und an noch etwas erinnert mich der Bleistift: Das Wichtigste an ihm ist sein Inneres, die Mine. Sie hinterlässt Spuren, Teilchen von dem, woraus sie gemacht ist. Auch jeder Mensch hinterlässt Spuren, egal, was er tut. Sie hängen mit dem zusammen, was in ihm steckt. Sie zeigen, was er fühlt und denkt und was ihm wichtig ist. Mein Bleistift fragt mich da sozusagen, wie das bei mir so ist, welche Spuren ich hinterlassen möchte.

 

Mein Bleistift hat übrigens einen kleinen Radierer oben drauf. Wenn ich mich verschreibe, kann ich das gleich verbessern.

Auch ich mache Fehler, verrenne mich manchmal in etwas oder sage und tue Dinge, die andere verletzen. Ich weiß das durchaus. Das Problem ist oft, dass es mir schwerfällt, meine Fehler zuzugeben und zu korrigieren. Dabei könnte es doch so einfach sein – jedenfalls sagt mir das mein Bleistift. Ich breche mir keinen Zacken aus der Krone, wenn ich Fehler eingestehe und versuche, sie wieder in Ordnung zu bringen! Daran will ich denken, wenn es das nächste Mal soweit ist!

 

Ich bin gespannt, wie das mit mir und meinem Bleistift weitergeht. Vielleicht entdecke ich ja noch mehr Dinge, die er mir zu sagen hat und an denen ich dran bleiben will.

Sicher gibt es auch Dinge, die Sie sich für das neue Jahr vorgenommen haben. Was es auch Gutes ist – ich wünsche Ihnen, dass es gelingt!

 

Gemeindepädagogin Claudia Küchler