Jahreslosung 2016

Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet. (Jes 66,13)

 

- Andacht zur Jahreslosung 2016 -

 

Erinnerung an die Kindheit: Traurigkeit, Einsamkeit, Zorn, aufgeschürfte Knie. Und sie war da. In den Armen der Mutter fand man Trost. Ihre Worte machten Mut. Ihre Hand gab Halt, jederzeit. Und heute, längst der Kindheit entwachsen, ist die Sehnsucht dennoch geblieben, nach Geborgenheit, nach Nähe, nach Halt.

 

Der Prophet Jesaja ermutigt die Israeliten in schwerer Zeit: So spricht der HERR: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet. Das ist nicht nur eine billige Durchhalteparole, sondern das Wort eines Propheten. Durch ihn spricht ja der HERR selbst zu uns. Und das gab dem Volk Israel Kraft und neuen Mut. So schwer, ja existenzbedrohend die Situation damals auch war - nun wussten sie: der HERR ist da, ER hält uns; er tröstet uns - wie eine Mutter ihre Kinder tröstet.  

 

Liebe Gemeinde, solchen Trost, solche Geborgenheit in den Armen Gottes brauchen auch wir - heute und im Jahr 2016 insgesamt. Wir wünschen uns natürlich Gutes und erbitten dies von Gott: Gesundheit, Erfolg, Glück und Harmonie. Aber auch das andere wird nicht ausbleiben: Krankheit, Schicksalsschläge, Misserfolge, Scheitern sowie die Sorge um Menschen und die Zukunft unserer Gesellschaft.

Nun, ihr seid in all diesen Problemen nicht allein! Auch wenn menschlicher Trost an Grenzen kommt: „ich, euer Gott, will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“

 

Unvergleichlich stellt uns der Liederdichter Georg Neumark diese Trostkraft Gottes vor Augen. Mitten in der schrecklichen Zeit des Dreißigjährigen Krieges, betroffen auch von persönlichen Schicksalsschlägen schreibt er im Alter von erst 20 Jahren das Lied „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ (EG 369):

 

Wer nur den lieben Gott lässt walten

Und hoffet auf ihn allezeit,

Den wird er wunderbar erhalten

In aller Not und Traurigkeit.

Wer Gott, dem Allerhöchsten, traut,

Der hat auf keinen Sand gebaut.

 

Denk nicht in deiner Drangsalshitze,

Dass du von Gott verlassen seist,

Und dass der Gott im Schoße sitze,

Der sich mit stetem Glücke speist.

Die Folgezeit verändert viel

Und setzet jeglichem sein Ziel.

 

Wer kennt sie nicht - die Sehnsucht nach Trost. Wieder aufatmen, durchatmen können. Neue Hoffnung schöpfen - wieder eine Ahnung von Glück und Befreiung fühlen.

Und es gibt solchen Trost tatsächlich! In Gottes Wort finden wir ihn. Durch liebe Menschen, einfühlsame Gesprächspartner steht uns Gott zur Seite. Auch die Familie und die Kirchgemeinde können uns helfen, Trost zu finden. Aber wir brauchen auch Geduld. Auch die Zeit heilt Wunden. „Die Folgezeit verändert viel und setzet jeglichem sein Ziel.“

 

Und so dürfen wir auf die Wahrheit und die geistliche Kraft der Jahreslosung 2016 von Herzen vertrauen: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.

 

Und darum:

Sing, bet und geh auf Gottes Wegen,

Verricht das Deine nur getreu

Und trau des Himmels reichem Segen,

So wird er bei dir werden neu;

Denn welcher seine Zuversicht

Auf Gott setzt, den verlässt er nicht.

 

 

Superintendent Dr. Olaf Richter