ZUR BISCHOFSWAHL

Schlagzeilen vom Anfang der Woche: „Nach dramatischer Wahl hat die Synode der evangelischen Kirche in Sachsen einen neuen Bischof bestimmt.“ „Die Wahl widerspiegelt die Härte und Unerbittlichkeit, mit der der Richtungsstreit in der Landeskirche geführt wird.“ Liberal steht gegen konservativ. Es entsteht der Eindruck: Zwei Lager stehen sich kompromisslos gegenüber und bereit zum Kampf bis aufs Messer.

Auch diese Sätze waren im Vorfeld der Wahl zu lesen: „Vier Kandidaten, die sich kaum voneinander unterscheiden.“ „Profillos, farblos, konturlos – Eine Wahl ohne Kampf.“ So sehen die Realitäten aus: Während für die einen die Fetzen nicht heftig genug fliegen können, sehen andere in den Meinungsunterschieden schon ein gehöriges Konflikt- und Spaltungspotenzial.

 

Egal ob Kirchen-, Kommunal-, Landespolitik oder privater Bereich: Die Bilder gleichen sich. Die Fragen stehen: Wie gehen wir grundsätzlich mit anderen Positionen um? Sind sie anzunähern, zu versöhnen oder deutlich voneinander abzugrenzen und zu bekämpfen? Muss sich die bessere durchsetzen? Vielfältige Positionen entstehen ja, weil das Leben und die Erfahrungen jeweils vielfältig und verschieden sind und sind daher auch oft angemessen.

 

Der Apostel Paulus hat vor fast 2000 Jahren einen Rat gegeben, wie die schon damals unüberbrückbar erscheinenden Gegensätze der christlichen Gemeinde in Rom zu handhaben sind: „Hören wir auf uns gegenseitig zu verurteilen! Seid kritisch gegen euch selbst …“ „Lasst uns dem nachstreben, was dem Frieden und der gegenseitigen Förderung dient! “ (Römer 14,13 + 19) Im Sinne von Paulus heißt eine Lösung finden nicht „Kante zeigen“ und „Kampf bis aufs Messer“ um die eigene Position durchzusetzen, sondern nach vorn blicken und zu erreichen suchen, was beiden hilft ein besseres Miteinander zu leben. Fortschritt entsteht, wo verschiedene Positionen gesehen werden, nach Entstehung und Hintergründen gefragt und das Positive aller Seiten zur Lösungsfindung einbezogen wird.

In dem Sinne sind die Worte des designierten Landesbischofs Dr. Carsten Rentzing angemessen wenn er nach der Wahl sagte: „Ich reiche allen die Hand und möchte für jeden ein offenes Ohr und Herz haben. Ich möchte ein Bischof für alle sein.“ In diesem Geist kann ein Miteinander wachsen – egal ob im kirchlichen, politischen oder privaten Bereich.

 

Diakon Klaus Mehlhorn ist als Bezirksgemeindereferent im Ev.-Luth. Kirchenbezirk Annaberg tätig.