Bin ich ein Sherpa?

Andacht zum Wochenspruch aus Matthäus 11,28 "Christus spricht: Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken."

 

Schwer beladen schleppen sie sich voran. Was jeder Einzelne trägt ist im Grunde genommen egal. Hauptsache die Gegenstände kommen oben am Berg an. Denn niemand von ihnen trägt seine eigenen Last. Dafür werden sie bezahlt und dafür riskieren sie ihr Leben.

 

Das Schicksal von Sherpas ist nach dem Erdbeben und dem damit verbundenen Lawinenunglück durch die Medien gegangen. Für wenig Geld sorgen sie dafür, dass Touristen sich ihren Traum von der Besteigung des Daches der Welt erfüllen können. Wenn Gott mir Lasten auflegt – bin ich sein Sherpa? „Das habe ich zu tragen! Das ist mein Schicksal! Da muss ich durch!“

 

Nein – Gott ist nicht zu vergleichen mit so einem Auftraggeber. Bevor er Lasten auferlegt steht sein Angebot: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken“ (Mt 11,28). Ich darf zunächst bei ihm ablegen. Denn so Vieles trage ich mit mir herum, was nicht in mein Leben gehört. Manchmal habe ich es mir selbst unnötigerweise auferlegt. Manches legen mir Andere auf. Bei Jesus kann ich ablegen. Das tut gut.

 

Doch Jesus redet weiter: „Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir. Denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.“ (Mt 11,29). Jeder Mensch wird gebraucht. Mein Einsatz ist gefragt. Gott bewegt – mit meiner Hilfe - Dinge in seiner Welt, in meiner Welt. Das tut gut. Und es tut gut zu wissen: Was er mir zu tragen gibt, passt zu mir. Es widerspricht Gottes Charakter, mich als beliebigen Lastenesel zu missbrauchen. Wenn Gott Aufgaben – und so verstehe ich den Begriff Joch – verteilt, dann zu meinem Wohl. Seine Aufgaben tun mir gut. Sie sind nicht immer bequem. Aber sie fordern mich so heraus, dass ich wachse.

 

Bei ihm bin nicht kein namenloser Lastenträger. Ich bin vom Schöpfer der Welt eingesetzter Verantwortungsträger. Welche Lasten trage ich, obwohl mir diese von meinem Schöpfer und Herrn gar nicht zugedacht sind? Und welche Aufgabe sollte ich statt dessen tragen? Was ist mein Rucksack, der mir nicht Last, sondern wohltuende Herausforderung ist?

 

Pfarrer Tobias Frauenlob, Ev.-Luth. Kirchgemeinde Annaberg-Buchholz, Haus der Hoffnung