Nicht nur vertrocknete Zweige

geistliches Wort zum Palmsonntag

 

Pferderennen sind spannend. Ob im Film oder in Wirklichkeit.

Erwartung und Spannung liegen in der Luft. Bis die Boxen aufspringen. Und die Jockeys mit ihren Pferden heraus schnellen.

Erde und Staub wird aufgewirbelt. Die Zuschauer verfolgen mit den Ferngläsern das Rennen. Wer hält durch – ohne Verletzung und ohne schlapp zu machen. Die Spannung bleibt oft bis zum Schluss.

Enttäuschte oder überraschte Wett -Abschließer verlassen dann die Rennbahn. So kann man es in meiner Heimatstadt beobachten.

Ein schaler Beigeschmack mischt sich unter, wenn Doping und Bestechung der Jockeys im Spiel ist. Wie schnell der Wind sich drehen kann und Jubel in Hass umschlägt muss auch Jesus erfahren.

Zum Palmsonntag zieht er jubelnd in Jerusalem ein.

Umringt und begleitet von Menschenmassen. Sie legen Palmenzweige oder ihre Kleider auf den Weg, um Jesus zu begrüßen:

„Gelobt sei, der da kommt, im Namen des Herrn!“ So rufen sie voller Begeisterung. Wenige Tage später ist Jesus tot.

Jesus geht trotzdem weiter seinen Weg. Er jammert nicht. Schreit nicht nach den Menschenmassen. Sein „Pferd“, auf das er setzt ist Gott selbst. Ihm vertraut er und lässt sich nicht beirren.

Auf welches Pferd setzen wir in unserem Leben?

Auch dann, wenn unser Leben gerade im Sinkflug begriffen ist?

Oder Lebensträume an Felsen zerschmettert sind?

So wie in den Alpen jüngst geschehen?

Was passiert dann? Streichen wir dann Feste, Erwartungen und Vorfreude aus Herz und Mund? Und werden zu Schwarzsehern und meiden Freude und Fröhlichkeit? Das kann es doch nicht sein.

Ich bin überzeugt: Jesus hat den Einzug in Jerusalem genossen.

In voller Zügen. Er hat sich feiern lassen. Die Palmzweige und die abgelegten Kleider als Ehrerbietung angenommen.

Obwohl er wusste, dass das bald vergehen wird. Und der Wind sich dreht. Worauf setzen wir unsere Hoffnung? Auf Perfektion? Uns selbst oder andere Menschen? Dann befinden wir uns im Sturzflug, der tödlich endet. Gott bietet sich als Flaggschiff an.

So steht es im Korintherbrief: „Auf Gott haben wir unsere Hoffnung gesetzt. Er wird uns auch in die Zukunft retten.“

Alles auf Los. Alles auf eine Karte. Alle Zuversicht auf Gott.

Ist das veraltet und weltfremd? Sicher. Und haben wir das nötig? Ich denke schon. Auch wenn es ungewohnt ist. Ich frage mich:

Wo liegen meine Palmzweige, damit ich sie Gott zu Füßen werfe? Welche Alltagsgewohnheiten und falschen Sicherheiten sollte ich ihm wie ein Kleid auf den Weg werfen - so dass ich Gott den Weg ebne? Der Kapitän der Costa Concordia rettet sich von dem sinkenden Schiff. Und lässt Mannschaft und Passagiere zurück. Jesus hat sich das anders vorgestellt. Er will meine und deine Zukunft sichern. Jesus ist Zukunft. Er redet nicht nur davon. Deshalb sagt er:

„Setze deine Hoffnung auf Gott, er wird uns auch in die Zukunft retten. (2. Korinther 1,10).

 

Thomas Stiehl

Pfarrer in Geyer und Tannenberg