Bitte, warten!

Wer Kinder hat – hat heute Morgen womöglich schon früh aufstehen müssen. Wenn die Kinder gestern Abend ihre Stiefel raus gestellt haben und heute Morgen beim ersten Erwachen gleich aus dem Bett gesprungen sind, um nachzuschauen, was der Nikolaus denn gebracht hat.

Ich konnte als kleines Mädchen den Nikolausmorgen auch kaum erwarten. Manchmal bin ich still und leise, schon lange bevor der Morgen kam losgegangen, um nachzuschauen was denn im Stiefel drin ist.

 

Warten verbinde ich meist mit einem negativen Gefühl. Ich muss in der Schlange am Supermarkt warten, im Stau auf der Autobahn geht es nicht weiter. Zähneknirschend muss ich mich mit der Situation abfinden, mich in Geduld üben. In diesen Situationen werde ich mir auch meiner Ohnmacht bewusst, an den Dingen nichts ändern zu können, so sehr ich mich auch anstrenge. Das widerspricht dem heutigen Modeslogan „Alles ist machbar.“ Warten auf ein freudiges Ereignis auf der andern Seite kann doch auch sehr schön sein. Vorfreude ist die schönste Freude, heißt es in einem Sprichwort. Wenn ich lieben Besuch erwarte, mache ich mir Gedanken über das Essen, das ich servieren will, womit könnte ich meinem Besuch eine Freude machen. Ich räume auf und richte meine Wohnung her, mache es schön einladend. In gespannter Erwartung plane ich, was ich bis zu dem Datum wann erledigen will.

 

Worauf warten wir eigentlich im Advent?

Wenn wir ehrlich sind: Auf nichts anderes als das ganze Jahr über. Wir warten darauf, dass die Welt, wie sie ist, nicht alles ist.

Wir warten darauf, etwas zu spüren von dem Licht, das in unser Dunkel scheint. Doch nicht nur die Adventszeit, mein ganzes Leben ist Warten darauf, dass die Welt, wie sie ist, nicht alles ist.

Seid auch ihr geduldig und stärkt eure Herzen, denn das Kommen des Herrn ist nahe. – so steht es in meiner Bibel.

 

Das Herz ist der Sitz der tiefsten Empfindungen des Menschen. Es steht für sein Wesen, den innersten Kern. Alle wesentlichen menschlichen Fähigkeiten und unsere Empfindungen, wie Freude, Hoffnung, Liebe oder Ärger, Trauer, Hass werden dem Herzen zugeschrieben.

Das Herz zu stärken, heißt dann, mir bewusst zu werden, was ich wirklich brauche. Welche Kräfte habe ich und wie kann ich sie wieder freilegen. Das funktioniert nicht im Vorübergehen, dazu muss ich mir Zeit nehmen.

 

Gott selbst hat Geduld. Er hat Geduld mit uns. Gott hat uns nicht vergessen, in seiner Güte und Liebe sind wir geborgen, was immer auch geschieht. In dieser Zuversicht dürfen wir heute leben. Auch wenn wir unsere Zukunft nicht kennen. Die Zukunft Gottes kennen wir. Am Ende aller Dinge steht Gott.

 

Gemeindepädagogin Claudia Küchler