Geistliches Wort

Neulich in einem Geschäft unterhielt sich eine Kundin mit der Verkäuferin. Dabei „schnappte ich zwangsläufig“ einen Gesprächsfetzen auf. Die Rede war von dem verlängerten Wochenende „Männertag“. Und tatsächlich sind viele Männer unterwegs gewesen, vorgestern … auch manche „Männlein“, im jugendlichen Alter sind voll dabei (in doppeltem Sinn des Wortes). Aber eigentlich heißt dieser Tag nicht Männertag, sondern „Vatertag“ – als Gegenüber zum Muttertag (der ja am 2. Sonntag im Mai begangen wird). Aber noch eigentlicher ist es weder Männer- noch Vatertag, sondern Christi Himmelfahrt.

Doch anscheinend ist dieses christliche Fest für viele so unverständlich geworden, dass halt dieser Tag mit einem anderen Sinn belegt wurde. Das finde ich schade in unserer Zeit, in der viele wichtige, sinnstiftende Traditionen in Vergessenheit geraten.

Vielleicht verlor „Christi Himmelfahrt“ an Bedeutung, weil es schwer vorstellbar ist, wie sich diese Himmelfahrt zugetragen haben soll! Ist Jesus Christus mit einer Wolke durch den Weltraum geschwebt? Und wohin eigentlich? Da müsste er jetzt ziemlich weit weg sein.

Nein, so ist es aber nicht. Wir Deutschen haben da in unserer Sprache ein Problem, welches die englische Sprache nicht hat. Da gibt es zwei Worte („sky“ und „heaven“). Beides geben wir mit „Himmel“ wieder. Wenn die Bibel vom „Himmel“ spricht, meint sie aber zumeist nicht die Wolken oder den Weltraum, da meint sie, die Welt Gottes, die Dimension Gottes. Das ist ein Bereich, der unserem Verstand nicht zugänglich ist. Die Bibel sagt: „Gott wohnt in einem Licht, wo niemand hinkommen kann.“ Modern ausgedrückt: „Die Dimension Gottes“.

Himmelfahrt bedeutet: Jesus ist in die Dimension Gottes zurückgekehrt. Und diese Welt Gottes ist nicht über den Wolken. Sie ist sowohl außerhalb unserer Welt als auch um uns herum, ja sogar in uns drin.

Jesus hat gesagt: „Das Reich Gottes ist inwendig in Euch“. Dort, wo ein Mensch Jesus in sein Leben aufnimmt, da ist der Himmel gegenwärtig. Und gleichzeitig steht die Welt Gottes über allem irdischen Geschehen. „Himmelfahrt“ bedeutet: „Jesus Christus herrscht als König“. So heißt es in einem Himmelfahrtslied. Zu Christi Himmelfahrt feiern wir, dass Jesus Christus alles in der Hand hält, die Geschicke dieser Welt, unsere persönliche Zukunft, und wir dürfen jetzt zu ihm Kontakt aufnehmen, und ihm unsere Freuden, aber auch Ängste und Sorgen anvertrauen.

Ich meine, das gerade jetzt in dieser aktuellen Weltlage, in der uns so Vieles Angst macht, das einfach eine wichtige Ansage ist. Die Zukunft unserer Welt und unseres Lebens liegt nicht in der Hand von mächtigen Menschen, die über Atomwaffen verfügen. Sie liegt in der Hand Gottes, der Jesus Christus zum König eingesetzt hat. Der ehemalige Bundespräsident Gustav Heinemann, ein bekennender Christ, hat den Satz geprägt: „Die Herren dieser Welt vergehen, aber unser Herr kommt.“

Das ist die hoffnungsvolle Botschaft von Himmelfahrt.

 

Pfarrer Martin Seltmann